Selbstwirksamkeit fördern

ich-du-wir Edition 2020.2

In einer Zeit in welcher wir scheinbar hilflos einem Virus ausgeliefert sind, publiziert das Netzwerk Angehörigenarbeit sein sechstes Fachmagazin ich-du-wir zum Thema Selbstwirksamkeit. Es freut mich sehr, hat das Magazin den Weg zu Ihnen gefunden.

Sich selbstwirksam zu erleben ist für Angehörige von psychisch kranken Menschen nicht so einfach. Oft fühlen sich die Angehörigen machtlos und ausgeliefert, wenn alle Bestrebungen zu Helfen und den erkrankten Angehörigen zu stabilisieren keine Wirkung zu zeigen scheint. Dabei wäre es doch so wichtig, nebst guter Selbstfürsorge eine hohe Selbstwirksamkeit zu besitzen, um in Zeiten hoher Belastung negative oder katastrophisierende Gedanken zu kontrollieren, um in einem gesunden Masse für die erkrankten Menschen da sein zu können.

Nicht selten befinden sich Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite steht das unfassbare Leiden des erkrankten Angehörigen, welches gelindert werden will. Auf der anderen Seite stehen die schreienden Symptome der Erschöpfung, der Wunsch nach Pause und eigene Bedürfnisse. Ein ungünstiger Nährboden, um die eigene Selbstwirksamkeit zu erlernen und die eigene psychische Widerstandskraft zu erhöhen. Doch nur so hält man sich für die Zukunft auch fähig, schwierige Situationen zu bewältigen. In der vorliegenden Ausgabe möchten wir versuchen uns dem Thema Selbstwirksamkeit aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern.

Selbstwirksamkeit beschreibt die eigene Kompetenzund Kontrollüberzeugung, d.h. das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und das eigene Können. Wer selbst wirksam sein möchte, besitzt somit idealerweise eigene Erfahrungen, dass die eigenen Anstrengungen zum Ziel führen. Also die innere Sicherheit «Ich kann das schaffen!». Wie uns Angehörige in den Interviews berichten, ist es jedoch meist ein langer und steiniger Prozess, um sich die Kompetenz einer positiven Selbstwirksamkeitserwartung anzueignen.

Bekanntlich führen viele Wege nach Rom jedoch bedürfen alle Wege einen ersten Schritt. So können beispielsweise Vorbilder hilfreich sein. Angehörige finden in Selbsthilfegruppen, persönlichen Begegnungen, in Beratungen oder im Film Vorbilder und Identifikationsfiguren für positive Erlebnisse und Selbstwirksamkeit in der Begleitung von psychisch beeinträchtigten Menschen. Diese lassen sich zumindest im Kleinen in das eigene Leben übertragen und fördern so Stück für Stück die eigenen Selbstmanagementkompetenzen.