Psychoedukation
Wenn die vergangenen 18 Monate uns eines gelehrt haben, dann ist dies voraussichtlich, welch eminent wichtige Rolle Wissensvermittlung, Kommunikation und die verständliche Darstellung komplexer Zusammenhänge für das Miteinander in einer hochentwickelten, globalisierten Gesellschaft einnehmen und dass essentielle menschliche Fähigkeiten wie Freiheit, Solidarität sowie der gerechte, sorgsame Umgang miteinander nur durch ein gemeinsames Verständnis der Gegenwart in ihrer Gänze zu tragen kommen. Das mittlerweile siebte Fachmagazin ich-du-wir exploriert vor diesem hochaktuellen Hintergrund die Herausforderungen wie auch die Chancen der mitunter intensiven Arbeit mit psychisch Erkrankten sowie deren Angehörigen und setzt hierin den Fokus auf die Psychoedukation, welche wiederum im Kern die Informationsvermittlung, den selbstwirksamen Umgang mit sowie die Verständnisförderung von psychischen Erkrankungen und insbesondere die Krankheitsbewältigung umfasst.
Der fachlich-wissenschaftliche Rahmen wird durch die renommierten Forscher mit ausgewiesener klinischer Fachexpertise, Frau PD Dr. Gabriele Pitschel-Walz und Prof. Josef Bäuml von der TU München gesteckt. In ihrem Artikel „Welchen Nutzen hat Psychoedukation für Angehörige?“ beleuchten sie einerseits die wissenschaftlich-historischen Grundlagen der Psychoedukation und geben andererseits einen praktischen Einblick in die zentralen Elemente plus Ziele und die Wirksamkeit professioneller Einzel und Gruppenangebote innerhalb dieser diffizilen wie teilweise kontroversen Thematik.
Vor dem Hintergrund neuester Untersuchungen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesundheit und psychosozialen Problematiken von Kindern und Jugendlichen kann man die beiden Beiträge von Nicole Friedrich sowie das Interview von Tobias Furrer wahrhaftig als spannende Trilogie hervorheben. Die Lesenden werden zunächst durch die beiden Kinderbuch-Autorinnen Anna Gabriel Lanz und Cynthia Steiner-Berger in die Bedeutung kindlicher Phantasiewelten eingeführt, bevor Nicole Friedrich kombiniert in Interview-Form und einem Fachartikel einerseits in eindrücklicher Weise die subjektive Perspektive und Auseinandersetzung zweier jugendlicher Geschwister mit der Erkrankung ihrer Mutter schildert, sowie andererseits den Scheinwerfer auf die essentiellen Bausteine der Psychoedukation im Kindesund Jugendalter wirft. Eine abschliessende Buchbesprechung von NIKI und der lange Schal regt zum Nachdenken und der weiteren Lektüre an.
Die Fachartikel von Thomas Lampert und Prof. Dr. Thomas Bock analysieren unterschiedliche Herangehensweisen und Techniken der Psychoedukation sowohl krankheitsübergreifend als auch spezifisch in Bezug auf Manie und Depression. Die Autoren zeigen hierbei in konzis-verständlichen Formulierungen die Spannungsfelder der Konzeption und Umsetzung psychoedukativer Arbeit sowie die Wichtigkeit der Bedürfnisorientierung und Interaktion bzw. das „mehr“, das es benötigt, auf. Das Plädoyer von Stephan Kälin für den Flipchart und die Ermunterung der Leserschaft, sich ihrer Talente zu bedienen, schliesst den Kreis der Unabdingbarkeit möglichst optimaler Kommunikation und verständlichen Darstellung im Bereich der Wissensvermittlung.
