Psychische Gesundheit aus der Generationenperspektive (PGG)
Zusammenfassung
Die vorliegende explorative Studie konnte insgesamt 100 psychisch kranke Elternteile, die in der Erwachsenenpsychiatrie im Kanton St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden ambulant, teilstationär oder stationär in Behandlung waren, befragen. Ziel war es, die erreichte Gruppe zu beschreiben und sie insbesondere in Bezug auf die erlebte elterliche Belastung zu befragen sowie bezüglich der Wahrnehmung der Kinder. Ein Kernstück der Studie waren die Fragen nach Erfahrungen mit Unterstützungsangeboten sowie nach Art des Unterstützungsbedarfs in verschiedenen Kontexten. 40% der befragten Elternteile haben zusätzlich an einem Interview teilgenommen, der sich vertieft mit den genannten Fragestellungen beschäftigte und die vorhandenen Belastungen und Ressourcen der psychisch kranken Elternteile differenziert zu erfassen versuchte.
Die Ergebnisse der Studie konnten deutlich zeigen, dass Fragen rund um die Elternschaft die psychisch kranken Eltern erheblich belasten und in vielen Fällen eine notwendige Behandlung ihrer psychischen Erkrankung erschweren oder sogar verunmöglichen. Ausserdem beschreiben sie einen erheblichen Teil ihrer Kinder als grenzwertig bis auffällig und sprechen – insbesondere in den Interviews – die Notwendigkeit der Beurteilung und / oder Unterstützung durch Kinderspezialist*innen an. Die befragten Elternteile haben einen hohen Bedarf an Unterstützungsangeboten, die zum einen innerhalb der Erwachsenenpsychiatrie verortet sein sollten, zum anderen niederschwellig und flexibel sowie aufsuchend, wenn sie in ihrer familiären Lebenswelt sind.
Die explorative Untersuchung legt eine empirisch begründete Basis für eine spezifische Angebotsentwicklung und Implementierung für psychisch kranke Elternteile und ihre Kinder und gibt Hinweise auf deren konkrete Ausgestaltung.
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Studienleitung
Dr. phil. Maria Teresa Diez Grieser Forschungsleitung Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste St. Gallen
Wissenschaftliche Mitarbeitende
Sebastian Schenkel Florence Simonetta Dominik Flükiger Tobias M. Schmid Sarah Tylla
Projekt-ID 2019-00180 Ethikkommission Ostschweiz
St. Gallen, Januar 2020