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Psychiatrische Erkrankungen bedeuten sowohl für den Patienten wie auch für die betroffene Familie eine aussergewöhnliche Belastung. Psychisch krank zu sein bedeutet nicht, dass Betroffene selber Schuld sind an ihrer Erkrankung oder sie einen Mangel an charakterlicher Stärke haben. Psychiatrische Erkrankungen sind reale Erkrankungen, welche Leiden und Hindernisse im Leben verursachen.
Obwohl psychische Erkrankungen immer grössere Beachtung in den Medien finden und durch zahlreiche Institutionen und Interessengruppen breite Öffentlichkeitsarbeit stattfindet, werden Menschen mit psychischer Erkrankung noch immer häufig von der Gesellschaft ausgegrenzt. Dabei kann jeder Mensch psychisch erkranken – Kinder wie Erwachsene, Arme wie Reiche, Männer wie Frauen, Hochschulabsolventen wie Hilfsarbeiter. Aus Angst, selber abgestempelt zu werden, verschweigen betroffene Angehörige vielleicht die Krankheit ihres Familienmitgliedes, ziehen sich von Freunden, Bekannten und Nachbarn zurück, isolieren sich immer mehr. Oder sie denken, sie müssten alles selber im Griff haben und mit den belastenden Situationen alleine fertig werden.
Qualitätsstandard
An der Fachtagung im Herbst 2008 wurde in mehreren Arbeitsgruppen die Grundlage geschaffen für einen Qualitätsstandard. Der Verein hat eine auf Qualitätsfragen im Gesundheitswesen spezialisierte Firma beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem Vereinsvorstand die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen zu bearbeiten und Qualitätskriterien zu formulieren. Während der Vernehmlassungsfrist hatten die Mitgliederinstitutionen sowie Patienten- und Angehörigenvereinigungen wie auch die Berufsverbände die Möglichkeit wahrgenommen, Stellung zu beziehen.
Die Konkretisierung für den eigenen Betrieb dieser 15 Qualitätspunkte liegt in den Händen der Institutionen. Je nach Behandlungsauftrag, Organisationsstruktur oder Strategie des Betriebes werden die Empfehlungskriterien sicher unterschiedlich ausgelegt und mit Inhalten gefüllt werden.
- Die Angehörigenarbeit ist ein integrierter Bestandteil der Strategie sowie des Leitbildes der Institution
- Es besteht ein Konzept für die Angehörigenarbeit
- Das Konzept der Angehörigenarbeit wird umgesetzt
- Die Angehörigenarbeit wird regelmässig überprüft
- Die Mitarbeitenden sind im Umgang mit Angehörigen geschult
- Die Zuständigkeiten, Kompetenzen und Prozesse für die Angehörigenarbeit sind geregelt und bekannt
- Eine empathische, wertschätzende Grundhaltung Angehörigen gegenüber ist Bestandteil der professionellen Haltung
- Der Umgang mit der Schweigepflicht ist geregelt und umgesetzt
- Der Einbezug der Angehörigen von Eintritt bis und mit Austritt ist ein Bestandteil des Behandlungsprozesses
- Es besteht eine klare Informationspolitik
- Es besteht umfangreiches schriftliches Informationsmaterial für Angehörige
- Angehörige werden mündlich umfassend und zeitnah informiert
- Die Angehörigen fühlen sich entlastet
- Die Angehörigen sind zufrieden
- Die Patientinnen und Patienten sind zufrieden
Das vorliegende Dokument beschreibt die Auslegung des NAP in Bezug auf professionelle Angehörigenarbeit und hat empfehlenden Charakter. Gerne stellen wir den Institutionen diese Qualitätsempfehlungen zur Verfügung. Falls Sie gedruckte Exemplare wünschen, schreiben Sie uns über Kontakt.
Fachmagazin
Das Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie gibt in loser Folge ein Magazin für Fachleute heraus, welches sich mit Themen der Angehörigenarbeit in psychiatrischen Institutionen auseinandersetzt. Die Zeitschrift beleuchtet diese Aspekte vorrangig trialogisch, indem auch Angehörige und Betroffene zu Wort kommen.
Die Fachmagazine können im Shop in gedruckter Form bestellt werden.